Am 27.9.
ist der höchste äthiopisch-orthodoxe Feiertag. Meskel. Lt. Reiseführer erinnert
der Feiertag an die Wiederauffindung des Kreuzes der hl. Helene im Jahr 326
n.Chr., der Mutter von Konstantin.
Am Vortag,
also in diesem Jahr dem 26.9. findet abends die Meskel-Feier statt. Dafür wird
der Hauptverkehrsplatz von Addis Abeba, der Meskel-Square geschlossen.
Viele –
mehrere 10.000 – Menschen strömen auf den Platz. Es gibt eine Art Messe, auch
der äthiopische Patriarch spricht ein paar Worte. Kirche halt. Im Verlauf der Messe führen verschiedene Gemeindegruppen in traditionellen Gewändern Tänze auf und singen Lieder. Ähnlich wie bei
uns das Osterfeuer geht später das Licht von einer Kerze auf alle Kerzen über. So kurz
nach der Dämmerung taucht der Meskel-Square in ein schönes Licht von mehreren
10.000 Kerzen, die Leute freuen sich lautstark und erwarten das große Feuer,
dem eindeutigen Höhepunkt. Es erinnert an das von der hl. Helene auf Geheiss
Gottes entzündete Feuer. Mit Hilfe des zunächst in den Himmel steigenden und
wieder auf die Erde fallenden Rauches hatte sie Reste des Kreuzes Jesu Christi
wieder gefunden. Als es mit Sonnenuntergang entfacht wird entsteht lauter Jubel.
Dadurch, dass das Holz hoch aufgetürmt ist entstehen entsprechend hohe Flammen,
durchaus 20 m hoch. Das Holz hat vermutlich Anteile von Eukalyptus, es ist ölhaltig,
entsprechend qualmt es wie die Sau. Was ja gewünscht ist… eben wegen der
Geschichte.
Nach dem
Feuer löst sich die zentrale Feier auf. Die Menschenmengen strömen in alle
Richtungen. Überall, an jeder Kreuzung auf jedem Platz gehen nun die kleinen
Feiern auf der Straße weiter. Wir sehen die Leute klatschen, singen und tanzen.
Auf der Heimfahrt erklärt uns der Taxifahrer Dagib, dass gegen 8 Uhr abends
überall bei den kleinen Feiern die jeweiligen Feuer entfacht werden, natürlich
kleiner, aber auch mit derselben Spannung und Freude.
Wir kommen
nach über 5 Stunden nach Hause zurück und haben entsprechend erstmal Hunger.
Nach dem Essen schaue ich mit Melkamu vor das Grundstück und sehe wie 3 Häuser
nebenan ebenfalls so ein Kleinfeuer entfacht wird. Melkamu geht hin, ich folge.
Gerne werden wir eingeladen, es wird zunächst ein wenig zaghaft geklatscht und
gesungen, etwas im Rhythmus getanzt. Irgendjemand kommt auf die Idee einen
Lautsprecher rauszustellen, traditionelle Musik von CD laufen zu lassen und
dann ist der Bann gebrochen. Mit typisch äthiopisch-traditionellen Tänzen wird
am Feuer getanzt was das Zeug hält. Charakteristisch ist die ausgelassene Bewegung
der Schultern, vor, zurück, schnell langsam, zuckend, die Hände in der Hüfte
oder auf dem Oberschenkel. Ich lasse ein paar Birr springen, genug für einen
Kasten Bier, der flott von den Einheimischen organisiert wird. Jetzt ist die
Party fast perfekt. Zu vorgerückter Stunde wird noch eine Kaffeezeremonie abgehalten und
gemeinsam getrunken, etwas miteinander gesprochen. Amharisch - englisch-Hände-Füße-Mix... wir verstehen uns... Wir verabschieden uns von
den netten Leuten mit einem „amsegnalu“ (danke). Keine Ahnung wie spät es ist…
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