Samstag, 27. September 2014

Meskel -> 26.9.2014

Am 27.9. ist der höchste äthiopisch-orthodoxe Feiertag. Meskel. Lt. Reiseführer erinnert der Feiertag an die Wiederauffindung des Kreuzes der hl. Helene im Jahr 326 n.Chr., der Mutter von Konstantin.

Am Vortag, also in diesem Jahr dem 26.9. findet abends die Meskel-Feier statt. Dafür wird der Hauptverkehrsplatz von Addis Abeba, der Meskel-Square geschlossen.
Viele – mehrere 10.000 – Menschen strömen auf den Platz. Es gibt eine Art Messe, auch der äthiopische Patriarch spricht ein paar Worte. Kirche halt. Im Verlauf der Messe führen verschiedene Gemeindegruppen in traditionellen Gewändern Tänze auf und singen Lieder. Ähnlich wie bei uns das Osterfeuer geht später das Licht von einer Kerze auf alle Kerzen über. So kurz nach der Dämmerung taucht der Meskel-Square in ein schönes Licht von mehreren 10.000 Kerzen, die Leute freuen sich lautstark und erwarten das große Feuer, dem eindeutigen Höhepunkt. Es erinnert an das von der hl. Helene auf Geheiss Gottes entzündete Feuer. Mit Hilfe des zunächst in den Himmel steigenden und wieder auf die Erde fallenden Rauches hatte sie Reste des Kreuzes Jesu Christi wieder gefunden. Als es mit Sonnenuntergang entfacht wird entsteht lauter Jubel. Dadurch, dass das Holz hoch aufgetürmt ist entstehen entsprechend hohe Flammen, durchaus 20 m hoch. Das Holz hat vermutlich Anteile von Eukalyptus, es ist ölhaltig, entsprechend qualmt es wie die Sau. Was ja gewünscht ist… eben wegen der Geschichte.
Nach dem Feuer löst sich die zentrale Feier auf. Die Menschenmengen strömen in alle Richtungen. Überall, an jeder Kreuzung auf jedem Platz gehen nun die kleinen Feiern auf der Straße weiter. Wir sehen die Leute klatschen, singen und tanzen. Auf der Heimfahrt erklärt uns der Taxifahrer Dagib, dass gegen 8 Uhr abends überall bei den kleinen Feiern die jeweiligen Feuer entfacht werden, natürlich kleiner, aber auch mit derselben Spannung und Freude.

Wir kommen nach über 5 Stunden nach Hause zurück und haben entsprechend erstmal Hunger. Nach dem Essen schaue ich mit Melkamu vor das Grundstück und sehe wie 3 Häuser nebenan ebenfalls so ein Kleinfeuer entfacht wird. Melkamu geht hin, ich folge. Gerne werden wir eingeladen, es wird zunächst ein wenig zaghaft geklatscht und gesungen, etwas im Rhythmus getanzt. Irgendjemand kommt auf die Idee einen Lautsprecher rauszustellen, traditionelle Musik von CD laufen zu lassen und dann ist der Bann gebrochen. Mit typisch äthiopisch-traditionellen Tänzen wird am Feuer getanzt was das Zeug hält. Charakteristisch ist die ausgelassene Bewegung der Schultern, vor, zurück, schnell langsam, zuckend, die Hände in der Hüfte oder auf dem Oberschenkel. Ich lasse ein paar Birr springen, genug für einen Kasten Bier, der flott von den Einheimischen organisiert wird. Jetzt ist die Party fast perfekt. Zu vorgerückter Stunde wird noch eine Kaffeezeremonie abgehalten und gemeinsam getrunken, etwas miteinander gesprochen. Amharisch - englisch-Hände-Füße-Mix... wir verstehen uns... Wir verabschieden uns von den netten Leuten mit einem „amsegnalu“ (danke). Keine Ahnung wie spät es ist…

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