Dienstag, 26. November 2013

Anreise

Die Zeitleiste ist eigentlich ganz einfach: Um 6:55 geht der ICE nach Frankfurt, der Flug geht um 10:15 Uhr. Daraus lässt sich einfach zurückrechnen: Der Zug von Erftstadt nach Köln um 6:15 könnte zu knapp werden, also nehme ich den um 5:45. Bedeutet: 5:15 aus dem Haus, bedeutet: 4:30 aufstehen. Klingt unchristlich früh, aber entspannt. Es ist keiner unterwegs.  Ich schaffe es locker zum Bahnhofsparkplatz, kann noch ein wenig im Wagen sitzen bleiben. Im Radio trällert „Don’t worry – be happy“. Das passt zu meiner Situation und Befindlichkeit. Mach Dir keinen Kopp – sei einfach glücklich. Das Abenteuer beginnt!! 

Der Zug läuft ein. Es fühlt sich immer noch an wie ein beginnender Berufstag, bloß mit viel mehr Gepäck. Köln Hauptbahnhof klappt alles prima, der ICE läuft pünktlich ein, fährt fast pünktlich ab – klingt fluffig, bleibt es aber nicht. Spätestens in Siegburg fängt es an alles andere als spaßig zu werden. Ein freundliche Stimme mit einer Melodie, als gäbe es gleich duftenden Kuchen und Kaffee oder Tee, verkündet: „Die Strecke Siegburg Frankfurt ist derzeit gesperrt, weil dort ein Zug liegen geblieben ist. Wann die Sperrung wieder aufgehoben wird könne man noch nicht sagen. Wir informieren Sie, sobald neue Informationen vorliegen.“ Ja klar, Lady, nichts schmeckt süßer wie das Verpassen eines Fluges, das wollte ich immer schon mal probieren! Schön das wir das zusammen erleben! Später kommt: „Die Evakuierung hat begonnen“, noch später: “Die Evakuierung ist abgeschlossen“ Mittlerweile hat der Zug mehr als 45 Min Verspätung, dieses süße Angebot setzt so langsam Schimmel an. Einige Zugpassagiere sind schon aufgebracht, Scheiß Bahn halt…. Auf der Strecke nach Frankfurt bummelt er „wegen zu hoher Streckenauslastung“ (von der Melodie her gleichzusetzen mit dem Sahnehäubchen auf dem eben servierten Kuchen) dermaßen, dass im Endeffekt fast 60 Minuten Verspätung heraus kommen. Nun aber hurtig! Gepäck aufgeben! Es könnte ja noch alles glatt gehen... Denkste... Von 2 Gespäckstücken nehmen die mir nur eines ab, das andere sei zu sperrig und müßte woanders abgegeben werden. Ich schaue mal vorsichtshalber wo die Kameras stehen und ob da gleich die Meute von „Verstehen Sie Spaß“ um die Ecke gehüpft kommt. Fehlanzeige. Die meinen das echt ernst, dass ich das 18kg-Monster quer durch den Frankfurter Flughafen bugsiere!! Aber ich bin ja schlau! Ein Gepäcktrolly erleichtert das Ganze natürlich ungemein! Also 2 € Leihgebühr, Tasche drauf um dann festzustellen, dass 250 m später ein Weiterkommen nur über Treppe und Rolltreppe möglich ist. Keine Wagenrücknahme weit und breit. Also: 2 € geschenkt, Wagen stehen gelassen,  die Zeit läuft schließlich. Treppe runter, noch ne Treppe runter, rechts, wieder rechts, Treppe hoch – mir steht der Schweiß auf der Stirn – ich wollte Urlaub und kein Sportabzeichen!!! Endlich finde ich den Schalter der meine Tasche entgegennimmt, ab da läuft alles reibungslos als hätte ich nun die letzte Hürde für meinen Urlaub genommen. . Pässe, Sicherheitskontrolle, boarding, Platz 36k, natürlich Fenster. Flugstrecke über München, die Alpen, an der jugoslawischen Adriaküste entlang, Griechenland und Mittelmeer unter dicken Wolken, teilweise mehr als die 10km-Flughöhe hoch. Das gibt leichte Turbulenzen. Danach Sahara. Lange nichts als Sand und zwischendurch mal der Nil.  Vertue ich mich oder brennt die Sonne tatsächlich kräftiger durchs Fenster als noch in Frankfurt?  Durchsage vom ersten Offizier: In Khartoum sind es 36°. Schön warm. 1 Stunde Aufenthalt, ich muss im Flugzeug bleiben. Beim Landeanflug sieht man viele Häuser, drumherum alles trocken. Trocken und karg. Internationale Hotels heben sich ab, sie haben Grasflächen und Swimmingpool. Ich sehe das Fussballstadion, Moscheen, so eine Art Kirmes, chaotischen Verkehr, Bauruinen, dann die Landebahn. Oder Startbahn. Wie man will.  Das ist eine breite Piste in Form eines Knochens, am Ende dreht das Flugzeug einfach um in der Mitte rechts und links können die Flugzeuge „parken“. Die Flughafenhalle ist etwas größer als unser neues Rathaus. Dahinter geht die Sonne unter. Beim Restart zeigt sich dann das ganze Ausmaß der einfachen Bauweise. Jedes Flugzeug rollt als erstes auf die Start- bzw. Landebahn, bringt sich gemütlich in Position und hebt irgendwann ab, die landenden Flugzeuge landen erstmal, drehen um, kullern die Bahn entlang und biegen dann irgendwann ab zum Parklatz. Von Betriebsamkeit keine Spur. It's Africa Time. In Khartoum treiben die es so doll mit der Gemütlichkeit, dass der Flugkapitän sich über das Bordmikrofon zu einer etwas bissigen Bemerkung hinreißen lässt
Also weiter nach Addis Nach den bereits hinter mir liegenden  5:25 nun nochmal ca. 1:10 h reine Flugzeit. Wartezeit - 20 Min. für 3 Flugbewegungen - jetzt nicht eingerechnet. Alles schön eingezwängt auf dem Flugzeugstuhl. Da ist ein Schreibtischstuhl der reinste Hibbelspielplatz gegen.  Unten ist es, nachdem Khartoum hinter uns liegt, dunkel. Da ist nicht nur wenig Licht, da ist KEIN Licht. Der Himmel ist heller.  3 Sterne. 5 Sterne wär Luxus...

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