Donnerstag, 28. November 2013

Mercato, diesmal ausführlich, 2.Tag

Schlafen bis 8 ist ok. Danach ist das Zimmer sonnendurchflutet. Trotz der Vorhänge. Ich habe ein wenig Sonnenbrand von dem Spaziergang gestern. Heißt: Die Sonne hier ist intensiv und ich muss unbedingt daran denken entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Winter ade!!
Nach dem Frühstück beschließe ich wieder rauszugehen – natürlich mit Melkamu im Schlepptau. Heute soll es nach Addis Abeba rein gehen, Melkamu schlägt ohne mit der Wimper zu zucken Mercato vor. Vorher gehen wir noch ein wenig durch die Stadt. Irgendwas Russisches, vermutlich deren Botschaft und einige andere Gebäude, aber eigentlich nichts wirklich Sehenswertes. In Addis ist es staubig, alle Häuser haben die sandbraune Farbe, wenig Abwechslung. Was sofort auffällt. Es gibt kaum Unterteilung in Wohnen und Kaufen. Überall wird versucht zu verkaufen, überall stehen Schuhputzer, überall sind kleine Läden. Das sind Hütten von 4 – 6 qm Größe. Manche verkaufen Dinge des täglichen Bedarfs, manchmal sind Shops dabei, bei denen ich denke, ob die überhaupt mal irgendwann einen Geschäftsabschluss tätigen. Draußen auf der Straße wird ein Sofa zusammengezimmert, einen Sessel in dem Design gibt es schon. Natürlich dauert es etwas bis so ein Sofa fertig ist, der Sessel verstaubt und vebleicht inzwischen halt.
Zwischendurch trinken Melkamu mal einen Tee bzw. Kaffee und wir teilen uns so etwas wie einen Berliner. Als wir dann weitergehen erreichen wir den Mercato. Wer sich jetzt so etwas wie Marktstände vorstellt ist falsch gewickelt. Offensichtlich kommt es darauf an, wie viel der Verkäufer in seinen „Laden“ stecken mag. Das geht von einem kleinen Geschäft mit ordentlicher Ausstattung, kann immer kleiner werden., runter zur Wellblechhütte, dann kommen Holzgestelle mit Planen, die durch die UV-Strahlung bereits völlig durchlässig sind bis zu den armseligen Gestalten, die ihr Obst oder Gemüse oder sonst etwas einfach nur in den Staub legen und hoffen dass irgendjemand das abkauft. Auch die Lage geht von gemauertem Geschäft, Markthalle, in allen erdenklichen Nuancen runter bis zur wirklich unhygienischsten Ecke die ich je in meinem Leben gesehen habe. Es stinkt dort zum Gotterbarmen nach Fäulnis und Kloake und ich bin froh als wir da durch sind. Das Angebot lässt sich nicht beschreiben oder abgrenzen – es gibt einfach alles. Der Mercato unterteilt sich in verschiedene Angebotszonen: Hier gibt es nur Schuhe, gleich daneben nur Stoffe, später Mode, eine Reihe Stände bzw. Geschäfte haben nur Teppiche, Woanders befindet sich nur Elektronik, wieder woanders nur Haushaltswaren. Autozubehör, Kompressoren, Eisenwaren, Bücher, Zeitschriften, usw.  Das Angebot ist größtenteils Chinaschrott, davon etwas zu kaufen bedeutet das Geld zum Fenster rausgeschmissen zu haben.
Ich habe die ganze Zeit kaum beobachtet, dass jemand überhaupt etwas gekauft hat. Irgendwie liegt das ganze Zeug da und findet keine Abnehmer. Aber: Es ist da. Seltsam. Myriaden von Menschen, Myriaden von Artikeln, keine Geschäftstätigkeit. Die Leute laufen an den Geschäften vorbei und interessieren sich kaum, die Geschäftsläute versuchen ständig die vorbeiströmenden uninteressierten Menschen anzusprechen und irgendwie kommen die nicht zusammen. Offensichtlich ist der Begriff Marketing ein Fremdwort. Schöne Auslage? Ein hübsches Geschäft? Nichts davon. Das alles ist ein einziges Chaos.  Ein einziges Rätsel.

Auf dem Rückweg mit Minibus und Dreiradtaxi gibt es noch 2 Bier, schließlich haben wir den ganzen Tag außer einem kleinen Kaffee und einen kleinen  Tee nichts getrunken. Temperatur: Irgendwo 23 – 25 Grad, ein lauer Wind. Für mich Sommer halt…
Zu Hause angekommen gibt es Injera, diesmal mit Spinat oder Möhrengemüse während des Essens springt der Strom wieder an. Wenn der Strom fehlt scheint es keinen wirklich zu jucken. Mich schon: Die Akkus meiner Gräte leeren sich natürlich. Aber Stromausfälle sind Standard.
Ich sitze grad auf dem Balkon, die Geräuschkulisse ist enorm, weil sich mit Strom natürlich noch schnell etwas schaffen lässt. Eine Kreissäge jault irgendwo ein paar Häuser weiter. Die Sonne kommt herum und ich genieße die Wärme. Dabei stelle ich mir grad vor wie es auf Meereshöhe sein muss, wenn die Sonne hier auf 2300 m Höhe schon brät… Sogar einige Äthiopierinnen laufen hier mit einem Schirm herum
Es ist halb 4 und die Schüler kommen nach Hause. Manche mit Schuluniform, manche nicht. Ich hab da noch kein System erkannt. Es heißt, dass Schuluniformen Pflicht sind.
So, noch ein wenig ausspannen und dann den Feierabend einläuten. Morgen gibt es das National Museum, Lucy – das älteste menschenähnliche Skelett ist dort ausgestellt. Das Naturkundemuseum tät mich noch interessieren und evtl. noch eine Kirche.
Mann bin ich kaputt! Es ist neun / halbzehn als wir beschließen den Feierabend einzuläuten. In D ist es erst 19 – 19:30 Uhr…

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