Dienstag, 14. Oktober 2014

Last but not least: Äthiopien für Insider

Schon beim Essen im Abessynia habe ich mit Melkamu besprochen, dass wir heute einen Markt in der Nähe seines Hauses besuchen wollen. Wir starten am späten Vormittag, nachdem Melkamu noch einen Einkaufsauftrag ausführen muss.
Wir müssen mehrfach den Minibus wechseln, denn der Markt und Melkamus Haus liegen völlig am anderen Ende der Stadt, einmal quer durch. Das Verkehrsaufkommen ist heute riesig, die Menschenschlangen vor den Minibussen länger als gewöhnlich. Natürlich freut Melkamu sich auf einen Besuch zu Hause, ist er doch junger Vater. Deshalb ist die Priorität natürlich klar: Zuerst zu Melkamu und seiner Frau, deren Vater ebenfalls zu Besuch ist. Tedj, Injera, Bunna – volles Programm, der kleine Joseph, 2,5 Monate alt mitten drin. Ein sehr unterhaltsamer Mittag/früher Nachmittag. Die jeweiligen sprachlichen Fähigkeiten bieten wenig Überschneidungen, so dass für die Kommunikation Erfindungsreichtum gefragt ist. Aber es klappt irgendwie.
Anhand des traditionellen Gewandtuches vom Papa können wir nun ziemlich genau umschreiben was wir für uns mitnehmen wollen, mit diesen Erkenntnissen ziehen wir am Nachmittag gesättigt und von Tedj angeduselt auf den Markt. Schola heißt der Markt, er ist größtenteils überdacht und sehr gut sortiert. Stände mit 5-6 verschiedenen Sorten Weihrauch, 8 – 10 Sorten rohen Kaffeebohnen sind keine Seltenheit, wunderbare Gewürzshops und sehr viele Tuch- , Gewand- und Kleidershops haben ein prächtiges Angebot mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an Farben. Insgesamt macht der Markt einen relativ sauberen und gut sortieren Eindruck und auch preislich ist hier alles normal. Ein Beispiel: Während man uns auf dem Merkato 1 kg Kaffeebohnen für 250 Birr angeboten hatte liegt die Ware hier zwischen 90 und 125 Birr. Zu Qualität kann ich natürlich nichts sagen, aber die Preisspanne finde ich schon unnormal.
Wir finden ein schönes Gewandtuch, das die Qualitätsprüfung übersteht. Man muss schon auf Webfehler und ordentliche Nähte achten. Am Preis wird noch etwas gefeilscht, dann Handschlag und alles topp.
Die Rückfahrt wird chaotisch, das Verkehrschaos ist schlimmer geworden. Sehr viel Gehupe, sehr viel Stillstand, wir kommen nur schleppend voran. An der letzten Umstiegsstelle müssen wir über eine halbe Stunde warten, die Schlange ist einfach so lang geworden und eine Alternative gibt es kaum, bloß das deutlich teurere Taxi.


Auch diesmal wieder nur sehr zögerliches Vorankommen und wir erleben wieder diese Eigenart der äthiopischen Verkehrsteilnehmer zu glauben dass das Lich die Batterie belasten würde. Die Autos schalten ihr Licht erst an wenn es wirklich nicht mehr anders geht.
Ein Unfall am letzten Kreisverkehr macht das Chaos noch perfekt, wir kommen erst im Dunkeln an der Station Jamo (Mini-Merkato vom ersten Tag) an und befürchten vielleicht kein Bajai mehr zu bekommen, aber Gott sei Dank fahren sie noch. So ein Ding entwickelt mit seinem Scheinwerfer weniger Licht als ein Fahrrad mit Dynamo. Mit diesen lausigen Sichtverhältnissen brettern die Dinger durch den Straßenverkehr, man mag sich gar nicht ausmalen was dabei so passieren kann.
Glatte 2,5 Stunden benötigte die Fahrt von Scholaa nach Hause, die Pizza ist leider kalt. Egal, diesen Tag kann so etwas nicht trüben…

Montag, 13. Oktober 2014

Mototour 5 / Holeta, Genesha

Im Gespräch haben wir am vorigen Abend noch festgestellt, dass wir auf der gestrigen Tour ein Highlight übersehen haben. Es gibt noch einen Menegesha Born free Tierpark. Also wieder Richtung Holeta, allerdings vorher abbiegen und das Motorrad abstellen.
Der Tierpark bemüht sich um sehr naturnahe Unterbringung der Tiere: Paviane, Meerkatzen, Gibbons, Löwen, Geparde, Riesenschildkröte und Adler befinden sich in eingezäunten Gehegen oder riesigen Maschendrahtkäfigen inmitten unberührter Natur. Das macht es zum Teil etwas schwieriger, die Tiere zu sichten, aber dafür geht es den Tieren entsprechend gut. Da ist nichts asphaltiert, ein Guide führt und durch die Pampa zu den einzelnen Gehegen bzw. Käfigen. Toll, vorbildlich.
Nach dem Tierpark fahren wir die Bundesstraße zurück, verlassen sie aber auf halber Strecke rechts ab um zum Genesha Reservoir zu kommen. Dort soll man sehr schön Töpferwaren kaufen können. Davon nehmen wir wenig wahr. Allerdings werden wir von der Polizei angehalten. Der will die License sehen. Ich fummel dem irgendwas aus der Mappe, die Frank mir zum Motorrad mitgegeben hat. Das irgendwas hat Franks Foto aufgeklebt, ich glaube das ist Franks Führerschein. Ist mir auch egal. Ich hab grad Verständigungsschwierigkeiten und der Polizist forscht denn auch nicht weiter nach. Er gibt bloß noch zu verstehen dass ich das Licht an habe. Ich erläutere ihm, dass ich damit ja wohl besser gesehen werde und dass ich das in Ordnung finde. Er aber nicht, ich soll das aus machen. Na gut, ich kanns ja 2 Ecken weiter wieder an machen. Frank erklärt später, dass die Äthiopier Angst haben, mit eingeschaltetem Licht die Batterie zu schrotten.
Im weiteren Verlauf kommen wir durch einen größeren Ort. Gleich zu Beginn ist offensichtlich die Metzgerstraße, jede Menge Metzgereien reihen sich hier aneinander. Das fällt deshalb so auf, weil die die Knochen einfach am Straßenrand deponieren und aufhäufen, das stinkt alles fröhlich vor sich hin. Eklig. Erstaunlich bloß, dass die Hunde dort nicht in Herrscharen herumlungern. Der Ortsteil ist praktisch Hundefrei, keine 100 m nach der letzten Metzgerei liegen die Hunde faul am Straßenrand. Erstaunlich…
Ich verlasse kurz die Hauptstasse in eine Stichstraße, dort ist rges Geschäftstreiben, das möchte ich zumindest vom Motorrad aus ansehen. Wegen einsetzendem Regens legen wir eine Kaffeepause ein. Es wird bald wieder besser, ich bewege das Mopped die Einkaufsstrasse zurück und oben an der Straße wieder in die gleiche Richtung wie vorher in de Hoffnung dass sie nach Addis Abeba führt. Tatsächlich treffen wir bald auf die Ringroad, die uns schnell nach Hause führt.
Vom Balkon aus können wir die forgesetzen Feiern zu einer Hochzeit in der Nachbarschaft beobachten und akustisch deutlich wahrnehmen.
Bei Frank sind beide Kinder erkrankt, das sorgt ein bißchen für Aufregung bei den besorgten jungen Eltern. Ich würde gern traditionell Essen gehen, mit Tanzvorführungen. Frank fährt uns deshalb ins Abessynia und Melkamu darf mit. Er ist das erste Mal in so einem vornehmen Restaurant und ist sehr aufgeregt. Bei den Tänzen kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Deshalb muss ich ihn nach 2,5 – 3 Stunden fast aus dem Restaurant herausprügeln. Natürlich ist es stockdunkel und nicht wirklich angenehm, durch die Stadt zu laufen. Die Taxis durchkreuzen die Stadt auf der Suche nach Fahrgästen. Neben uns macht eines halt, wir haben wohl das zweifelhafte Vergnügen, das älteste, schlechterhaltenste Taxi auf Gottes Erden neben uns stehen zu haben. Es beginnt das übliche Gefeilsche um den Fahrpreis, Melkamu macht seinen Job sicher nicht schlecht. Letztendlich steigen wir ein. Die Reifen laufen unrund, die Beleuchtung dient eher der Sternensuche, innen tut es keine einzige Leuchte, das Armaturenbrett ist stockfinster. Der Motor ist etwas schwach auf der Brust, ob wohl alle Zylinder korrekt am Werk sind? Eher nicht, ich tippe auf 2 von 4 Zylindern. Gott sei Dank ist es dunkel, richtig dunkel, ich möchte nicht wissen, welchen Zustand Sitze und Karosserie haben. Irgendwie bringt uns das Ding allerdings bis vor die Haustür.

Ein feiner Abend!

Mototour4 / Menegesha

Menegesha ist ein kleiner Nationalpark sehr nah westlich an die Hauptstadt anschließend. Den wollen wir heute mit dem Mopped ein mal umrunden. Das ergibt sich ganz gut, Melkamu ist heute morgen zu einer Hochzeit aufgebrochen und deshalb als Guide nicht verfügbar.
Das Mopped wird startklar gemacht und auf geht es in Richtung Sebeta. Der Verkehr ist relativ ruhig. Hinter Sebeta sollte es rechts ab gehen. Ich finde eine straße, die es sein könnte, lande aber in einer Sackgasse: Anlieferungen für eine Brauerei. Also zurück auf die Hauptstraße, nächste Straße rechts, auch hier dasselbe Spiel. Bloß dass hier das Verwaltungsgebäude der Brauerei steht. Ich frage Einheimische nach dem Menegesha Forest. Aus dem afrikanischen Englisch verstehe ich: Zurück, rechts, 1km, rechts. Naja, eh schon praktizierte Taktik. Pech bloß, dass auf den nächsten 3 km Hauptstraße keine vernünftige Straße kommt. Also frage ich die Wächter ines Fabrikgeländes. Zurück, 2 km, links.
Nnnnaaajaaa…
Ich ändere die Taktik und frage alle 500 Meter. Ein paar Jugendliche zeigen aufgeregt in eine kleine Stichstraße, am Ende links. Gott sei Dank habe ich ein Geländemotorrad unter meinem Gesäß und kann deshalb auch die Stichstraße bewältigen. Aber allenfalls im Schritttempo, denn die Straße gleicht eher einer Baustelle. So kommen wir im Endeffekt auf die Menegesha Suba Forest Road. Sie ist breit und aus festgefahrenem Lehm. Solange kein Regen gefallen ist, ist ja fast alles in Ordnung, aber die letzte Regenzeit ist noch nicht lange her und in den letzten 3 Wochen hat es auch immer mal wieder ordentlich geschüttet. Es gibt daher die ein oder andere schlammige Passage.
Die abgetrockneten Abschnitte der Straße fahre ich im 3. oder 4. Gang bei niedrigem Tempo denn die Straße ist doch reichlich uneben. Rechts und links stehen viel Häuschen meist diese lehmverkleideten Einfachbauten. Obwohl wir noch recht nah an der Hauptstadt sind fühlt man sich hier bereits weit draußen. Die Kinder schreien wieder moneymoneymoney. Es nervt.
Der Weg führt nach einigen Kilometern in eine kleines Waldstück, macht einige Kurven, dann deutet ein Schild zum Menegesha Forest Exhibition Center. Wir folgen dem Schild, der Weg führt steil bergauf, eine Pfütze unterschätze ich, sie ist ziemlich tief. Ich komme heil durch aber nur mit schnellem Füße hoch ziehen.
Ich stelle das Motorrad ab, nun heißt es zu Fuß weiter gehen. Der Wald ist ziemlich urtümlich, hier stehen ziemlich alte und hohe Bäume. Eukalyptus, aber auch andere. Als erstes Tier ist etwas Rehähnliches zu sehen, dann ein ziemlich großer Schmetterling. Hier und da begleitet uns ein lautes Pfeifen das vornehmlich aus moosbewachsenen Bäumen kommt. Vermutlich eine Art Grille.
Wir bekommen gelbe Vögel, grüne Paviane, ein Warzenschwein und einiges an undefinierbaren Fußspuren zu Gesicht. Nach gut 4 Stunden steigen wir wieder aufs Mopped und fahren weiter, wieder auf den ursprünglichen Weg, der am nördlichen Ende in Holeta raus kommt.

Ich nehme die Bundesstraße Richtung Addis Abeba unter die Räder, sie ist sehr gut ausgebaut. Ich verpasse die kürzere Strecke nach Hause und so führt mich der Weg durch den Nordwesten der Hauptstadt, was bei den heute herrschenden ruhigen Verkehrsverhältnissen kein Problem darstellt. 

Zwangspause

Zwangspause in zweierlei Sicht: Das Netz ist über 3 Tage ausgefallen, daher konnte ich keinen Blog schreiben.

Und außerdem:
Es klappt halt nicht immer so wie gedacht oder gehofft. Geplant war, mit Melkamu auf einen kleinen Markt zu fahren und anschließend bei ihm zu Gast zu sein. Allerdings sind am Morgen Bauarbeiter gekommen, die hier Arbeiten zu verrichten hatten. Im Laufe des Vormittags ging es mir zusehends schlechter, ich hatte Magen-Darm-Probleme. Aus einer Mittagspause wurde ein Schlaf über den kompletten Nachmittag. Am Abend ging es mir wieder besser, ich hab wieder was zu mir genommen. 

Freitag, 10. Oktober 2014

Noch einmal Merkato

Weil es so schön war. Allerdings verzögert sich die Abfahrt und so bleibt nur wenig Zeit, die Einkäufe zu erledigen und gleichzeitig noch ein wenig zu shoppen. Insbesondere die Souvenir-Abteilung und die Stoffabteilung wird unter die Lupe genommen. Melkamu hat den Auftrag, eine Röstpfanne für Kaffeebohnen zu besorgen. Kurz nachdem er sich mit einem Händler einig geworden ist und wir wieder in Gruppe zusammen stehen kommt ein etwas aufdringlicher Bettler dazu. Melkamu bedeutet ihm zu gehen, er folgt nicht dieser Aufforderung, also wird prompt die Pfanne eingesetzt um dem Bettler ein paar auf die Finger zu geben. Die Leute drumherum sehen es mit einem Schmunzeln…

Ein paar Halstücher erstehen wir noch, mehr geht heute nicht, schließlich hat Asni Geburtstag und es soll was Leckeres auf den Tisch, da kann man nicht zu spät kommen. 

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Mototour 3 - Debre Zeyt

Zeit für einen Ausflug! Wie immer: Pläne zerfallen in Nichts wenn es denn nicht sein soll. Zunächst war das Ziel Holeta, da wo Frank arbeitet. Dort hätte man mal das Mopped bewacht abstellen und sich durch ein äthiopisches Dorf zu Fuß bewegen können.
Aber Frank ist heute entgegen ursprünglicher Planung nicht in Holeta, also macht das keinen Sinn. Neues Ziel: Debre Zeyt. DAS Ziel der reicheren Hauptstädter, Naherholungsgebiet sozusagen. Das Mopped wird vollgetankt und los geht es. Ab auf die Ringroad, 2. Kreisverkehr 1. Ausfahrt raus und dann immer geradeaus. Was sich so einfach anhört entpuppt sich wegen des Mordsverkehrs als pures Abenteuer. Mordsverkehr deshalb, weil so viele Fahrzeuge hier entlang wollen. Zum einen ist hier wichtige Industrie ansässig, zum anderen ist das eine wichtige Fernstrecke, im Endeffekt nach Djibouti, dem einzig möglichen Seehafen für Äthiopien.
Alles nicht so wild, wenn dieser Verkehr denn mal voran kommen würde, das lassen aber die Straßenverhältnisse nicht zu. Die Bundesstraße 4 hat in diesem Abschnitt teilweise den Zustand eines schlechteren Feldweges, allerdings so breit dass 3 LKW nebeneinander fahren können und das zeitweise auch tun. Ein Gewimmel, jeder versucht, die tiefsten Schlaglöcher zu umfahren, Busse, Minibusse, LKW, PKW, Bajaj – jeder versucht der Schnellste und schlauste zu sein und den anderen auszutricksen, so versucht die Masse voran zu kommen. Das Schlimmste: Die Abgase und der Staub. So etwas wie Katalysatoren oder Dieselrußpartikelfilter ist hier völlig unbekannt, aufgrund der Höhe müssen die Motoren eh fett eingestellt werden und blasen ein Zeugs aus dem Auspuff, da müsste eigentlich alle 2 Monate der Schornsteinfeger ran…
Rechts und links ist im wesentlichen Industrie angesiedelt, entsprechend ist der Lieferverkehr dimensioniert. Hier biegt einer ab, da kommt einer die Einfahrt raus. Das Gewimmel ist gewaltig.
Nach 15 km wird es ruhiger, auch die Straße wird besser. Wir überqueren die ehemalige Bahnstrecke nach Djibouti die seit vielen Jahren stillgelegt ist. Man hat es nicht mal für nötig befunden, die Gleise zu entfernen oder zu bedecken, im Gegenteil. Die Rillen sind dermaßen ausgelutscht dass die Fahrzeuge nur noch langsam darüberrumpeln können ohne Schäden davon zu tragen. Etwas später: Baustelle, hier wird eine sechsspurige Autobahn gebaut. Das ist ja mal was Vernünftiges und könnte in ein paar Jahren mal die Bundesstraße entlasten.
Wir kommen nach Bishoftu/Debre Zeyt. Die Straße ist hier mit Palmen gesäumt, rechts und links werden Blumen und Pflanzen verkaft, es ist relativ sauber. Das ist ja mal angenehm.
Aber was ist das? Das Mopped hüpft zunehmend und regelmäßig proportional zur Geschwindigkeit. Vorne. Der reifen hat kaum noch Luft, fast platt mit fortsetzender Tendenz Richtung ganz platt. Um nicht weiter zu gefährden beende ich die Fahrt und stelle das Mopped am Straßenrand ab. Ich suche jemand der englisch versteht und spricht, zumindest bröckchenweise. In den größeren Städten funktioniert das meistens, warum nicht hier? Ich deute auf Mopped, den Reifen, der Äthiopier marschiert mit mir los, keine 250 m weiter ein Reifenreparaturunternehmen. Toll! So eine Werkstatt ist eine 2x2 m. große Wellblechhütte, vor der Hütte liegen als fachmännischer Ausweis ein Stapel abgewetzter LKW-Reifen, das Firmenschild sozusagen. Ich mache dem Cheffe klar, dass ich ein Mopped mit einem Platten hab und in ein paar Minuten da sein werde. OK. Also zurück, Mopped holen. Zu zweit machen sie sich zu schaffen und stellen fest, dass kein größerer Imbusschlüssel da ist, der nötig wäre, um die Vorderachse zu demontieren. Das Bordwerkzeug!!! Es wird gesucht und in einer kleinen Box gefunden, gibt aber keinen Imbus her. Also wird beschlossen, den Schlauch so rauszufummeln. Ich ziehe das Mopped auf den Seitenständer und drücke hinten, so ist das Vorderrad in der Luft. Zackzack mit 2 Schraubenziehern ist der Mantel runter. Probleme bereitet das Ventil, die Kontermutter ist fest. Etliche Maulschüssel, Zangen und ähnliches wird herangeschleppt, irgendwann ist auch das Problem durch. Mittlerweile hat einer eine Holzschemel herbeigebracht um das Mopped unterm Motor aufzubocken. Zeitweise sind 6 Mann mit der Reparatur beschäftigt, jeder weiß einen Kommentar, jeder weiß es besser, alle fummeln mit. Bald ist der Schlauch draußen. Nun kommt die Fehlersuche. Die 200l-Wanne Wasser, die für solche Fälle bereit steht, kann nicht herangeschafft werden, das Mopped nicht darüber gehalten werden. Also: Schlauch voll Luft und irgendwo zwischen 8 und 12 Hände fühlen nach der Schadstelle als würde der Finder reich belohnt. Ziemlich in der Nähe des Ventils ist eine Schweißstelle im Schlauch auf 2 mm aufgeplatzt, die Luft entweicht schnell. Die Stelle wird aufgerauht, dafür eignet sich ein altes Sägeblatt. Aus einem alten Stück Schlauch wird ein Flicken maßgeschneidert, reichlich Vulkanisierzeug drauf, der Schlauch über einen Vorschlaghammer gelegt und mit sanften Hammerschlägen festgekloppt. Luftprobe, alles in Ordnung, Schlauch hält. Nu wieder rein damit. Auch das ist ein schwieriges Unterfangen, weil die Kollegen das Felgenband so verschoben haben, dass es nun das Ventilloch verdeckt. Das ist für einen Äthiopier so schnell nicht fassbar und so fummelt der Kerl noch etwas rum Irgendwann ist alles wieder an Ort und Stelle, Schnickschnackschnuck, feddich. Man bedeutet mir noch, dass jetzt 2,3 bar in dem Reifen sind. Nu muss das alles ganz genau, oder wie??? Ich bin ja froh, dass überhaupt alles wieder in Ordnung ist! Ich frage nach dem Preis, schließe die Augen und bereite mich geistig-seelisch auf den Forengie-Notfall- Super-Dumping-Preis vor. Ich höre fifteen Birr und reiße die Augen wieder auf. Hää?? Nochmal…  fifteen Birr. Wie jetzt Freunde, das sind 6 Cent??!! Ok, ich bin ja großzügig und gebe 20 Birr, ernte fast einen Kniefall. Nun noch die anderen Jungs, die Hauptakteure sozusagen, sie lehnen das Trinkgeld aber kategorisch ab. Na gut. Ihr habt es so gewollt! Vielen Dank auf jeden Fall!!!
Wir können die Fahrt fortsetzen und such den Bishoftu-See. Man kommt an die Seen hier nicht direkt ran. Also ab in ein Restaurant, ein Kaffee eine Kola und dann einen Tisch mit Blick auf den See. Ein Kratersee, vermute ich, er liegt einige Meter unter uns friedlich da. Zwischen den baumbewachsenen Hängen drumherum fliegen blaue Vögel, Seidenreiher, Möwen und andere Vögel umher, aber so weit weg, dass wir sie nur aus der Ferne bestaunen können.
Schöner noch ist es am Hora-See, von meiner ersten Reise kenne ich noch den Club der äthiopischen Airforce. Ich fahre einfach rein und die Wächter weisen mir gleich einen Parkplatz. Ein paar Schritte und das Paradies liegt vor uns. Wunderschön liegt der See in der Landschaft. Im Laufe der Zeit machen wir Milan, ganz oben möglicherweise Adler, Seidenreiher, Kormoran, Nektarvogel, Pelikan und Wasserhühner mit einem Jungvogel aus. Außerdem entdecken wir Webervogelnester. Bei Limo genießen wir den Sonnenschein.
Weiter geht es zum Chaklaka-See, der nur zur Regenzeit mir Wasser gefüllt ist. Weiter hinten sind ganze Schwärme von Vögeln auszumachen, sicht- und erkennbar ist nur eine Gänseart und ein Schwarm mit diesen blauglänzenden Vögeln.
Zurück führt die Straße wieder über Bishoftu/Debre Zeyt.
Soll ich das Gewimmel und Gewühl vor Addis Abeba nochmal beschreiben? Die Staubschlacht? Den Wahnsinn? Wir kommen jedenfalls gut durch und stellen das Motorrad zu Hause ab.

Erlebnis pur!!

Ausruhen darf sein...

Der Tag beginnt ruhig. Das schöne Wetter lädt ein einfach mal in der Sonne zu sitzen, zu faulenzen und Kraft zu sammeln für das vor uns liegende.
So ganz ohne halten wir es dann doch nicht aus und beschließen, die kleine Kirche, die wir links aus dem Zimmerfenster sehen, anzulaufen. Dabei schlängelt sich der Weg durch das, was da mal Häuser werden will. Eine Baustelle nach der anderen, überall wurden die Bauten angefangen, hier und da wird mal was gemacht aber grundsätzlich liegen hier mehr Baustellen still als dass sie in Betrieb sind. Offensichtlich gibt es keine Fertigstellungsfristen, wenn Geld da ist wird mal wieder gebaut. Es macht wohl keinen Sinn Geld liegen zu haben, Kredite sind wohl auch nicht wirklich die Lösung. Anders kann ich mir das nicht erklären. Auf der Anhöhe können wir Richtung Süden ins Land schauen, weiter oben haben wir einige Blicke auf Addis Abeba aus einer anderen Perspektive als vom Entoto aus.

Oben die Kirche ist nicht sooo die Attraktion, Kirche halt. Wir laufen auf der Nordseite des Hügels durch Eukalyptusbäume wieder runter und kommen am Safeway Supermarkt heraus, wo wir einige Dinge erstehen: Kekse, Kaffee, usw. 

Ans andere Ende der Stadt

Addis Abeba ist eine Stadt mit rund 3,5 - 4 Mio Einwohnern. Sie ist eingebettet zwischen ein paar Hügeln, insbesondere im Norden begrenzt von dem Entoto Natural Park. Er überragt die Stadt mit ca 2800 m Höhe (gegenüber Addis Abeba mit 2300 – 2400m) markant. Man kann prima dort hoch fahren und einen Blick über die Stadt werden. So ein Mini-Bus, der mit seinen 12 Insassen schon ziemlich beladen ist und gerne noch zusätzlich 2-3 Leute mitnimmt quält sich im 1 -2. Gang die Serpentinen hinauf.
Oben angekommen befindet sich die Entoto Maryam Church. Sie ist deshalb so bedeutend weil dort eine der 12 Bundesladen aufbewahrt wird. Ein 2. Teil liegt in der Raguel Church, sie liegt etwa 1 km weiter die Straße auf dem Bergkamm entlang.
Es ist schön, einfach die Straße entlang zu schlendern. Rechts und links bestimmen zunächst Eukalyptusbäume das Bild. Einzelne Häuser und Behausungen stehen dort zwischen den Bäumen. Weiter hinten lichtet sich der Wald, dafür stehen mehr Häuser da. Langsam wird ein Blick Richtung Norden auf das Hinterland möglich, wir hatten es bei der Fahrt zur Nil-Schlucht bereits erkundet.
In einer Schule haben die Kinder grad Sportunterricht. Einfach nur süß, wie sie mit ihren Uniformen den Leibesübungen nachgehen.
Wir beschließen zu Fuß herunter zu laufen um mehr Zeit für das Panorama auf die Stadt zu haben. Es ist etwas diesig, aber trotzdem lässt sich der ein oder andere markante Punkt prima erfassen.

Unten angekommen betreten wir „Shiromina“, den Stoffmarkt für traditionelle Kleidung. Insbesondere die weißen Umhänge mit Dekostreifen, wie sie Frauen beim Kirchgang überwerfen, aber auch Festtagskleidung wie Brautkleider, Kirchenkleider und Traditionelle Anzüge sind in der Auslage. Wenn man sich für etwas entscheidet kann man das auch vor Ort nähen lassen, in zweiter Reihe sind jede Menge kleine Nähereien angesiedelt. Als weißer hier etwas kaufen zu wollen macht keinen Sinn. Offensichtlich werden die Touristen scharenweise vom nahegelegenen Sheraton-Hotel herangekarrt. Man merkt deutlich dass bei der Preisverhandlung viel zu hohe Preise angesetzt. Forengie-Preise. Das lohnt sich nicht. 

Sonntag, 5. Oktober 2014

Ruhetag No. 3? Und es kommt anders als man denkt...

Auch der nächste Tag droht ein Ruhetag zu werden. Melkamu steht als Guide nicht zur Verfügung, er hat Ausgang. Das Wetter spielt nicht mit, es regnet am Vormittag. Gott sei Dank klart es am Mittag auf und so geht es wieder um den Block. Daraus wird ein recht ausgedehnter Bummel weit über das eigentliche Ziel, den „Mini-Mercato“ hinaus. Bis zum Mini-Mercato beherrschen Villen und Mietskasernen das Bild. An einer Fabrik links vom Mini-Mercato vorbei führt uns der Weg zu den typischen Häusern einer Stadt. Eben diese kleinen Häuser von etwa 5 m Breite, die ein Holzgerüst haben, dann mit einer Lehm-Strohmischung verputzt und bunt angestrichen sind. Die „Straße“ ist sehr wellig und voller Steine, ein Auto kann sich allenfalls langsamst durch bewegen. Rechts und Links sind überall kleine Geschäfte, selten größer als 2x2m,  meist Lebensmittel, Getränke, das ein oder andere Café, Metzger, aber auch Schlosser, Holz, Matratzen und Stoffe werden verkauft. Die Leute gehen zu Fuß und als Forengie (Weißer) fällt man hier auf, hier sind die Weißen mit Sicherheit äußerst selten. Das hier ist mitten drin in der Welt der Einheimischen. Ich schaue rechts und links, höre häufiger ein „Hello“ und ein „How are you“, seltener sogar ein „guten Morgen“ oder ein „guten Tag“. Gerne auch eine Geste wie Winken oder Daumenhoch, ein Lächeln oder ein Zucken mit den Augenbrauen. Die Leute geben sich eine Affenmühe mit der Kontaktaufnahme, Freundlichkeit kennt keine Grenzen. Manchmal ist mir das etwas unheimlich und mich beschleicht das Gefühl: Die wollen doch was von mir. Auffällig: Im Gegensatz zu den anderen Gegenden wird hier relativ wenig gebettelt. Hier und da rennen die kleinen Kinder auf uns zu und wollen uns einfach nur berühren, sie können kaum fassen dass es Menschen mit so heller Hautfarbe gibt. Ganz mutige bauen sich vor uns auf und begrüßen uns per Handschlag. Sie verlässt aber schnell der Mut und sie rennen zu ihren Eltern oder älteren Geschwistern zurück, rufen etwas, was wahrscheinlich „Ich hab einen Weißen begrüßt“ heißen soll.
Am Ende umzudrehen und denselben Weg wieder zurück zu laufen ist doof. Also links und wieder links und dann in der zweiten Reihe zurück, durch Wohngebiet sozusagen. Die meisten Grundstücke sind mit Wellblech eingefasst, manchmal kann man durch ein Tor spinxen und mal schauen wie die Menschen hier wohnen. Für den Europäer mutet das hier ziemlich dreckig an. Ein Mann, der ähnlich wie viele andere ein „Hello, how are you“ schmettert und von uns ein „thank you fine, and you ?“ zurückerhalten hat, dreht sich plötzlich um mit der Frage ob wir einen Kaffee haben wollen (auf englisch natürlich). Offensichtlich direkt an der Grenze zu seinem Garten. Ich überlege kurz, ob die Einladung eines Wildfremden annehmbar ist. Wir machen’s. Schwuppdiwupp sind wir im Haus eines Awashi, eines äthiopischen Einheimischen. Eben so ein mittelständisches Haus, lehmverputzt, innen blau angestrichen. Eine Sofagarnitur mit Tisch, ein Küchenschrank und eine Art Sekretär füllen den Raum, von dem ein Schlafzimmer und ein Küchentrakt abgehen. Es entsteht eine lebendige Unterhaltung auf englisch. Der Mann kann deshalb so gut englisch, weil er viel mit Italienern zusammen arbeiten muss. Manchmal verstehen wir uns halt nicht – was solls. Die Frau macht einen leckeren Kaffee. Der Nachmittag vergeht wie im Flug und wir müssen bald wieder aufbrechen. Wir dürfen gerne wieder kommen, er spricht sogar eine Einladung zum Essen aus. Hier können wir aber nicht verbindlich zusagen, wer weiss was noch vor uns liegt.  

Unkomplizierte, friedliche Völkerverständigung im Kleinen. 

Ruhetag No. 2

Wen wundert es, nach so einem intensiven Ausflug legen wir einen Ruhetag ein. Ich bin definitiv müde und nicht aufnahmefähig. und das an meinem Geburtstag. Nach dem Frühstück vertreibe ich mir die Zeit mit Computerspielen, spät am Vormittag döse ich tatsächlich für 1,5 Stunden ein.
Reisen ist anstrengend…
Am Nachmittag geht es nochmal „um den Block“, die vielen kleinen Geschäfte etwas näher anschauen. Mein Geburtstag wird mit einer Kaffeezeremonie begangen und ich bekomme eine Flasche Tedj, äthiopischer Honigwein.

Der besorgt die nötige Bettschwere um noch vor 8 Sehnsucht nach der Kiste zu bekommen. 1 Film vom Computer und dann; Tiefschlaf…

Samstag, 4. Oktober 2014

Nil-Schlucht, Debre Libanos u.v.a.m.

Pläne werden ja nicht aufgehoben sondern nur aufgeschoben. Heute ist es wirklich so weit: Wir fahren raus. Ganz weit raus!
Es muss schon was Besonderes sein, wenn man im Urlaub um 6:30 Uhr aufsteht. Europäische Zeit: 5:30 Uhr! Frank empfiehlt frühes losfahren, denn in Addis ist es genauso wie in allen anderen großen Städten auch. Irgendwann gegen halb acht kommt die Rushhour und dann steht man da rum. Um das zu vermeiden fährt man früh los.
Wir kommen ganz gut durch bis auf den vorletzten Kreisverkehr. Dort sind zur frühen Morgenstunde gleich 2 LKW verreckt und stehen mitten auf der Ringroad.
Ringroad, Die Stadtautobahn – gutes stichwort… Die Ringroad wurde vor ca. 10 Jahren begonnen und von den Chinesen gebaut. Die letzte Lücke wird derzeit geschlossen. Die ersten Stücke sind schon wieder so marode dass sie riesige Löcher aufweisen und der Asphalt sich wellt. Damit meine ich Buckel von ca. 30 – 40 cm Höhe!
Es ist den Äthiopiern gesetzlich verboten die Ringroad zu Fuß zu überqueren. Sie tun es trotzdem. Es stehen eigentlich einige Fußgänger-Brücken dafür zur Verfügung. Natürlich gibt es Ausnahmen – die „Kehrmaschinen“, Frauen, die die Aufgabe haben, die Autobahn mit Besen und Kehrschaufel zu reinigen. Wenn sie Glück haben steht ihnen eine Warnweste zur Verfügung, ansonsten tragen sie vornehmlich braune oder blaue Kutten. Mit ihnen muss man immer rechnen.
Frank besitzt übrigens Fotos von der Ringroad, auf denen Menschen zu Fuß unten die Ringroad überqueren und oben auf der Brücke laufen die Kühe…
Die Autos bewegen sich mit ca. 80 km/h dort entlang. Irgendwelche Linien oder sowas gibt es kaum. Jeder fährt wie er grad lustig ist, es wird sowohl links als auch rechts überholt, meistens wird die Absicht durch ein Hupzeichen kund getan.
Die Ringroad wird immer wieder durch große Kreisverkehre unterbrochen. Insofern ist der Verkehrsfluss ohnehin unterbrochen. Zu allem Überfluss wurde nach langer Diskussion das Überqueren der Ringroad zu Fuss an den Kreisverkehren wieder erlaubt und dafür extra markierte Fussgängerüberwege geschaffen. Was – wen wunderts – zu Staus führt.
Ok, zurück zum Ausflug. Neben der Ringroad ist ein Viehmarkt zu sehen, die Bauern handeln, die Geschäfte werden per Handschlag besiegelt.
Der letzte Kreisverkehr ist geschafft. Wir halten an und nehmen in einem Cafe  Frühstück zu uns. Anschließend überqueren wir den Bergrücken der Addis Abeba nach Norden hin begrenzt. In einer Serpentine läuft eine Meerkatze vorbei, schade, das ging so schnell, das fotografieren nicht möglich ist. Die Gegend die nun folgt ist ein wenig ausgelaugt, von dort wird offensichtlich Addis Abeba mit versorgt. Erst nach ca 25 km wird die Gegend ländlicher. Schön grün, die Regenzeit ist ja auch gerade erst vorbei.
Wir steuern die Schlucht des blauen Nil an. Sie ist ca 200 km von Addis Abeba entfernt. Da liegt also eine etwas längere Fahrt vor uns. Zwischendurch kann man auf den geraden durchaus 100 km/h fahren, muss aber die Augen wachsam auf der Straße halten. Wie aus dem Nichts tauchen ab und zu Schlaglöcher auf, die durchaus geeignet sind einen Achsenbruch zu verursachen. Ihnen sollte man also tunlichst ausweichen. Abschnittsweise schlängelt sich die Straße durch die Landschaft, rechts und links liegen kleine Weiler mit den typischen äthiopischen Rundhäusern aus Lehm und umgeben von Hecken und Bäumen. Hier und da durchqueren wir größere Dörfer mit bunten lehmverputzten Häusern und kleinen Geschäften an der Straße.
Zwischendurch ziehen Wolken auf, gleichzeitig bemerken wir einen stetig ansteigenden Straßenverlauf. Frank schaut zwischendurch auf dein GPS-Gerät und stellt fest, dass wir über 3.000 m hoch sind! Zum Vergleich: Als höchster durchgehend asphaltierter Alpenpass gilt laut Internet der Col de la Bonette mit 2802 m. Wir verzeichnen als Maximum 3.016 m und fahren etwa ¼ Stunde auf um die 3000m Höhe.
Danach sinkt der Straßenverlauf wieder auf etwa 2.400 m  ab. Das geht eine Weile so, ein Straßendorf säumt die Wegstrecke, dann aus dem Dorf herausbeschleunigen, Felder, Wiesen, tiefhängende Wolken etwas Regen. kurz später ist es wieder trocken, abbremsen, eine Kurve. Plötzlich geht die Straße in ein stetiges Gefälle über und der Nebel reißt auf und gibt den Blick frei auf eine grandiose Landschaft. Eine tiefe Schlucht liegt vor uns. Der Nebel, das waren Wolken. Wir fahren etliche Kilometer und etliche Kurven, plötzlich bremst Frank seinen Wagen ab. Wir sehen Paviane, erst vereinzelt, dann werden es immer mehr. Wir rollen weiter an einen Aussichtspunkt und betrachten eine Weile sowohl Landschaft als auch Paviane. Es handelt sich um grüne oder Anubispaviane, die am meisten verbreitete Pavianart.
Wir setzen die Fahrt fort und kommen alsbald unten in der Schlucht an den blauen Nil, den 2 Brücken überspannen: Die alte Brücke, erbaut 1948 unter Haile Selassie und die neue Brücke, 2008 von den Japanern erbaut. Lt. Reiseführer befinden wir uns nun auf einer Höhe von 1.030m ü NN. Hier herrschen 26°C. Oben auf 3.000 m waren es 11 °C.
Nach kurzer Pause fahren wir die gleiche Straße zurück. Es gibt keine Alternativen, die geteerten (Bundes-)Straßen gehen sternförmig von Addis Abeba aus und alle anderen Straßen sind zumeist nicht befestigt.
Wir kommen an Fiche vorbei, wo Frank ein Projekt zur Einrichtung eines Schulungszentrums leitet und machen dann Halt in Debre Libanos. Dort steht das Ethio-Germen Park Hotel, das von Annette aus Stuttgart geleitet wird. Sie hat es vor einigen Jahren mit ihrem äthiopischen Mann aufgebaut. Er ist mittlerweile verstorben. Die Lage des Hotels ist einmalig. Es liegt am Rand der Muger-Schlucht, der Fluß Muger fließt später in den blauen Nil. Wir bestellen essen und machen einen kurzen Ausflug in Richtung der portugiesischen Brücke. Die Brücke wurde im 17.Jhdt. gebaut. Frank erzählt dass er dort schon häufiger Paviane gesichtet hat. Tatsächlich sehen wir Blutbrustpaviane oder Geladas.
Der Gelada oder Blutbrustpavian (Theropithecus gelada) ist eine sehr seltene Primatenart, die ausschließlich im äthiopischen Hochland vorkommt.  Dieser Backentaschenaffe ist zwar eng mit den Pavianen verwandt, gehört aber eigentlich zur Familie der Meerkatzen.
Zum Mittag gibt es Nudeln mit Tomatensauce. Uns bleibt leider nicht so viel Zeit weil sonst der Feierabendverkehr die Straßen von Addis Abeba verstopft. Nach einem kurzen Gespräch mit Annette machen wir uns auf dem Weg. Auf halber Strecke steigt Frank noch einmal in die Eisen, er hat einen großen schwarzen Vogel gesichtet. Wenig später erscheint noch ein zweiter. Ein Nashornvogel, wie sich später anhand eines vogelkundlichen Buches herausstellt.
Wir erreichen Addis Abeba wieder über die Passstraße, passieren den ersten Kreisverkehr und müssen erstmal stehen bleiben. Der vorhin erwähnte Viemarkt hat sich aufgrund des morgigen muslimischen Schlachtfestes so dermaßen ausgeweitet dass die Bauern kurzerhand auf die Stadtautobahn, die Ringroad ausgewichen sind und diese nun mit ihrem Viehhandel blockieren. Wir fahren langsam mit dem Auto zwischen Vieh und Menschen hindurch, die Ringroad gleicht einem Acker.

Danach verläuft der Rest der Fahrt ziemlich ungestört und reibungslos.

Freitag, 3. Oktober 2014

Piazza

Auch heute wieder: Pläne sind Schall und Rauch. Ursprünglicher Plan: Fiche, Debre Libanos, Nilcanyon wird wegen Wetter auf Freitag verschoben. Also greift Plan B: Die Innenstadt, nordöstlicher teil.
Das Ganze beginnt mit einer Fahrt mit dem Minibus zum Piazza, einem der Mittelpunkte der Stadt. Wir folgen Melkamu, der uns hier und da hinführt und einige Stellen zeigt. Der Neubau der Metro schreitet voran, und überall entlang des Weges Geschäfte. Die Branchen konzentrieren sich in bestimmten Gegenden. So laufen wir durch die Gold- und Silberstraße (Juweliere), Elektrowerkzeugstraße, Computerstraße, Schuhestraße, Klamottenstraße, Priestergewänderstraße, Obst- und Gemüse-Straße. Teilweise heißen die straßen auch im Volksmund so.
Nach dem Mittagessen in einer Pizzeria geht es weiter. Das Wetter klart zusehends auf und so gibt es einen Sonnenbrand auf dem Haupt.

Ausbeute: Weihrauch, Mitbringsel.

Mal was anderes... - Ruhetag

Die vielen Eindrücke der vergangenen Tage müssen einfach mal sacken. Der Körper, die ganzen Inputkanäle, alles braucht einfach mal Pause. Also: Aufs Bett schmeißen, den Computer beackern, dösen, trinken, etwas Sonne tanken. Zwischendurch regnet es mal heftig. Am späten Nachmittag gibt es einen kleinen Spaziergang hier in der näheren Umgebung und einen Besuch im Safeway Supermercato, einem der größten Supermärkte in Addis Abeba. Dabei ist der gar nicht so groß, ein Hit in St. Augustin oder ein Real in Hürth ist um ein vielfaches größer. Selbst ein Kontra in Lechenich kann dagegen fast anstinken. Das liegt daran, dass an allen Ecken kleine Läden mit Lebensmitteln stehen und diese das Angebot reichlich abdecken.
Abend wie immer lecker essen, Musik hören, Film gucken, schlafen.

Das tut gut!

Merkato

Ein Besuch in Addis Abeba ist definitiv unvollständig wenn man den Markt nicht erlebt hat.
Der Markt ist der größte Freiluftmarkt in ganz Afrika und bietet 13.000 Menschen feste Arbeit. Dabei sind sicher die vielen Omis, die ihre kleine Ernte verkaufen und die abertausende Gelegenheitsarbeiter nicht inbegriffen.
Der Markt hat keine Grenze. Er ist quasi ein Stadtteil, da wird halt weniger gewohnt. Es gibt Markthallen, innerhalb dieser Hallen sind lauter kleine Stände, fast alle zur selben Produktgruppe. Klamotten oder Souvenirs, Schuhe oder Stoffe. Dann gibt es Geschäfte unterschiedlicher Größen. Teilweise hallenartig ausgebaut, weil die Produkte entsprechend Platz bedürfen: Wellblech, Maschinen, Haushaltswaren, Werkzeug, Schuhe, Kleidung, Dekozeugs, …. Vielfach reicht es wenn das Geschäft 1,5x1,5 m hat. Wo dann noch Platz ist, breitet eine Marktfrau einfach ihren Schal oder ihre Decke aus und verkauft ein paar Tomaten oder Kartoffeln, Kräuter und Obst. Ünerall werden die Produkte entsprechend ausgebreitet, gestapelt und gestopft: Gewürze, Kaffee, Butter, Honig, Bananenbaummark, Altpapier, Geflügel, Tee, Kräuter, Lederbänder, Ketten, Blattfedern für LKW-Fahrgestelle, undundund. Bananenbaummark? Ok. Genauer: Aus dem Stamm des Ensete-Baumes gewonnene Stärke. Der Ensetebaum wird wegen der verblüffenden Ähnlichkeit auch falsche Banane genannt. Im Übrigen wird der gesamte Baum verwertet, der Rest dient der Herstellung von Fasern, das Blatt zum Einwickeln oder als Eßunterlage.
Ganz spannend wird es in einer Ecke des Marktes, in der Lagerbehältnisse, Plastikgefäße und Verpackungsmaterial, gebrauchte Autoteile und Schrott verkauft wird. Das sieht einfach unglaublich unordentlich aus – gelinde ausgedrückt. Ein Schrottplatz ist ein Wohnzimmer dagegen…
Kaum am Markt angekommen drängt sich – trotzdem wir Melkamu dabei haben ein Äthiopier auf um uns den Markt zu zeigen. Er kann etwas Englisch und hat damit einen Mehrwert gegenüber unserem treuen Gefährten. Er begleitet und geschlagene 2,5 Stunden und freut sich am Ende über 20 Birr, 80 Cent.
Leider muss man in diesem Menschengedränge aufpassen, es gibt auch oder gerade dort Taschendiebe und Gesindel. Einer fällt auf und wird von unseren Beschützern lautstark beschimpft und vertrieben.
Die Rückfahrt: Wir müssen erstaunlich kurz warten bis wir einen Platz im Minibus haben. Wir müssen zwar etwas bis zur Abfahrt warten, aber bald scheint es loszugehen. Just in dem Moment als der erstaunlich junge Fahrer den ersten Gang einlegt wird eine Kontrolle durchgeführt. Die Lizenz, der Führerschein, die Anzahl Leute, alles wird lautstark diskutiert. Nach gefühlten 10 Minuten ist der Spuk vorbei, das Teil setzt sich in Bewegung. Damit nicht genug, auf halber Strecke winken 2 Polizisten den Minibus wieder raus. Lizenz, Führerschein,… Gott sei Dank dauert das nicht lange. Zwischendurch entpuppt sich eine Lautstarke Diskussion zwischen dem Geldeintreiber und einem Passagier. Melkamu genau dazwischen und wir direkt davor kriegen akustisch einiges auf die Ohren, ich will gar nicht wissen was die da für Schimpfwörter austauschen…

Ausbeute des Tages: eine Jebanna (Kaffeekanne), 12 Tassen, 1 Schal und viele Erkenntnisse was das ein oder andere kostet und wie gehandelt wird.