Auch der
nächste Tag droht ein Ruhetag zu werden. Melkamu steht als Guide nicht zur
Verfügung, er hat Ausgang. Das Wetter spielt nicht mit, es regnet am Vormittag. Gott sei Dank klart es
am Mittag auf und so geht es wieder um den Block. Daraus wird ein recht
ausgedehnter Bummel weit über das eigentliche Ziel, den „Mini-Mercato“ hinaus.
Bis zum Mini-Mercato beherrschen Villen und Mietskasernen das Bild. An einer
Fabrik links vom Mini-Mercato vorbei führt uns der Weg zu den typischen Häusern
einer Stadt. Eben diese kleinen Häuser von etwa 5 m Breite, die ein Holzgerüst
haben, dann mit einer Lehm-Strohmischung verputzt und bunt angestrichen sind.
Die „Straße“ ist sehr wellig und voller Steine, ein Auto kann sich allenfalls
langsamst durch bewegen. Rechts und Links sind überall kleine Geschäfte, selten
größer als 2x2m, meist Lebensmittel,
Getränke, das ein oder andere Café, Metzger, aber auch Schlosser, Holz,
Matratzen und Stoffe werden verkauft. Die Leute gehen zu Fuß und als Forengie (Weißer)
fällt man hier auf, hier sind die Weißen mit Sicherheit äußerst selten. Das
hier ist mitten drin in der Welt der Einheimischen. Ich schaue rechts und
links, höre häufiger ein „Hello“ und ein „How are you“, seltener sogar ein „guten
Morgen“ oder ein „guten Tag“. Gerne auch eine Geste wie Winken oder Daumenhoch,
ein Lächeln oder ein Zucken mit den Augenbrauen. Die Leute geben sich eine
Affenmühe mit der Kontaktaufnahme, Freundlichkeit kennt keine Grenzen. Manchmal
ist mir das etwas unheimlich und mich beschleicht das Gefühl: Die wollen doch
was von mir. Auffällig: Im Gegensatz zu den anderen Gegenden wird hier relativ wenig
gebettelt. Hier und da rennen die kleinen Kinder auf uns zu und wollen uns
einfach nur berühren, sie können kaum fassen dass es Menschen mit so heller
Hautfarbe gibt. Ganz mutige bauen sich vor uns auf und begrüßen uns per
Handschlag. Sie verlässt aber schnell der Mut und sie rennen zu ihren Eltern
oder älteren Geschwistern zurück, rufen etwas, was wahrscheinlich „Ich hab
einen Weißen begrüßt“ heißen soll.
Am Ende
umzudrehen und denselben Weg wieder zurück zu laufen ist doof. Also links und
wieder links und dann in der zweiten Reihe zurück, durch Wohngebiet sozusagen.
Die meisten Grundstücke sind mit Wellblech eingefasst, manchmal kann man durch
ein Tor spinxen und mal schauen wie die Menschen hier wohnen. Für den Europäer
mutet das hier ziemlich dreckig an. Ein Mann, der ähnlich wie viele andere ein „Hello,
how are you“ schmettert und von uns ein „thank you fine, and you ?“
zurückerhalten hat, dreht sich plötzlich um mit der Frage ob wir einen Kaffee
haben wollen (auf englisch natürlich). Offensichtlich direkt an der Grenze zu
seinem Garten. Ich überlege kurz, ob die Einladung eines Wildfremden annehmbar
ist. Wir machen’s. Schwuppdiwupp sind wir im Haus eines Awashi, eines
äthiopischen Einheimischen. Eben so ein mittelständisches Haus, lehmverputzt,
innen blau angestrichen. Eine Sofagarnitur mit Tisch, ein Küchenschrank und
eine Art Sekretär füllen den Raum, von dem ein Schlafzimmer und ein Küchentrakt
abgehen. Es entsteht eine lebendige Unterhaltung auf englisch. Der Mann kann
deshalb so gut englisch, weil er viel mit Italienern zusammen arbeiten muss.
Manchmal verstehen wir uns halt nicht – was solls. Die Frau macht einen
leckeren Kaffee. Der Nachmittag vergeht wie im Flug und wir müssen bald wieder
aufbrechen. Wir dürfen gerne wieder kommen, er spricht sogar eine Einladung zum
Essen aus. Hier können wir aber nicht verbindlich zusagen, wer weiss was noch
vor uns liegt.
Unkomplizierte,
friedliche Völkerverständigung im Kleinen.
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