Sonntag, 5. Oktober 2014

Ruhetag No. 3? Und es kommt anders als man denkt...

Auch der nächste Tag droht ein Ruhetag zu werden. Melkamu steht als Guide nicht zur Verfügung, er hat Ausgang. Das Wetter spielt nicht mit, es regnet am Vormittag. Gott sei Dank klart es am Mittag auf und so geht es wieder um den Block. Daraus wird ein recht ausgedehnter Bummel weit über das eigentliche Ziel, den „Mini-Mercato“ hinaus. Bis zum Mini-Mercato beherrschen Villen und Mietskasernen das Bild. An einer Fabrik links vom Mini-Mercato vorbei führt uns der Weg zu den typischen Häusern einer Stadt. Eben diese kleinen Häuser von etwa 5 m Breite, die ein Holzgerüst haben, dann mit einer Lehm-Strohmischung verputzt und bunt angestrichen sind. Die „Straße“ ist sehr wellig und voller Steine, ein Auto kann sich allenfalls langsamst durch bewegen. Rechts und Links sind überall kleine Geschäfte, selten größer als 2x2m,  meist Lebensmittel, Getränke, das ein oder andere Café, Metzger, aber auch Schlosser, Holz, Matratzen und Stoffe werden verkauft. Die Leute gehen zu Fuß und als Forengie (Weißer) fällt man hier auf, hier sind die Weißen mit Sicherheit äußerst selten. Das hier ist mitten drin in der Welt der Einheimischen. Ich schaue rechts und links, höre häufiger ein „Hello“ und ein „How are you“, seltener sogar ein „guten Morgen“ oder ein „guten Tag“. Gerne auch eine Geste wie Winken oder Daumenhoch, ein Lächeln oder ein Zucken mit den Augenbrauen. Die Leute geben sich eine Affenmühe mit der Kontaktaufnahme, Freundlichkeit kennt keine Grenzen. Manchmal ist mir das etwas unheimlich und mich beschleicht das Gefühl: Die wollen doch was von mir. Auffällig: Im Gegensatz zu den anderen Gegenden wird hier relativ wenig gebettelt. Hier und da rennen die kleinen Kinder auf uns zu und wollen uns einfach nur berühren, sie können kaum fassen dass es Menschen mit so heller Hautfarbe gibt. Ganz mutige bauen sich vor uns auf und begrüßen uns per Handschlag. Sie verlässt aber schnell der Mut und sie rennen zu ihren Eltern oder älteren Geschwistern zurück, rufen etwas, was wahrscheinlich „Ich hab einen Weißen begrüßt“ heißen soll.
Am Ende umzudrehen und denselben Weg wieder zurück zu laufen ist doof. Also links und wieder links und dann in der zweiten Reihe zurück, durch Wohngebiet sozusagen. Die meisten Grundstücke sind mit Wellblech eingefasst, manchmal kann man durch ein Tor spinxen und mal schauen wie die Menschen hier wohnen. Für den Europäer mutet das hier ziemlich dreckig an. Ein Mann, der ähnlich wie viele andere ein „Hello, how are you“ schmettert und von uns ein „thank you fine, and you ?“ zurückerhalten hat, dreht sich plötzlich um mit der Frage ob wir einen Kaffee haben wollen (auf englisch natürlich). Offensichtlich direkt an der Grenze zu seinem Garten. Ich überlege kurz, ob die Einladung eines Wildfremden annehmbar ist. Wir machen’s. Schwuppdiwupp sind wir im Haus eines Awashi, eines äthiopischen Einheimischen. Eben so ein mittelständisches Haus, lehmverputzt, innen blau angestrichen. Eine Sofagarnitur mit Tisch, ein Küchenschrank und eine Art Sekretär füllen den Raum, von dem ein Schlafzimmer und ein Küchentrakt abgehen. Es entsteht eine lebendige Unterhaltung auf englisch. Der Mann kann deshalb so gut englisch, weil er viel mit Italienern zusammen arbeiten muss. Manchmal verstehen wir uns halt nicht – was solls. Die Frau macht einen leckeren Kaffee. Der Nachmittag vergeht wie im Flug und wir müssen bald wieder aufbrechen. Wir dürfen gerne wieder kommen, er spricht sogar eine Einladung zum Essen aus. Hier können wir aber nicht verbindlich zusagen, wer weiss was noch vor uns liegt.  

Unkomplizierte, friedliche Völkerverständigung im Kleinen. 

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