Freitag, 3. Oktober 2014

Merkato

Ein Besuch in Addis Abeba ist definitiv unvollständig wenn man den Markt nicht erlebt hat.
Der Markt ist der größte Freiluftmarkt in ganz Afrika und bietet 13.000 Menschen feste Arbeit. Dabei sind sicher die vielen Omis, die ihre kleine Ernte verkaufen und die abertausende Gelegenheitsarbeiter nicht inbegriffen.
Der Markt hat keine Grenze. Er ist quasi ein Stadtteil, da wird halt weniger gewohnt. Es gibt Markthallen, innerhalb dieser Hallen sind lauter kleine Stände, fast alle zur selben Produktgruppe. Klamotten oder Souvenirs, Schuhe oder Stoffe. Dann gibt es Geschäfte unterschiedlicher Größen. Teilweise hallenartig ausgebaut, weil die Produkte entsprechend Platz bedürfen: Wellblech, Maschinen, Haushaltswaren, Werkzeug, Schuhe, Kleidung, Dekozeugs, …. Vielfach reicht es wenn das Geschäft 1,5x1,5 m hat. Wo dann noch Platz ist, breitet eine Marktfrau einfach ihren Schal oder ihre Decke aus und verkauft ein paar Tomaten oder Kartoffeln, Kräuter und Obst. Ünerall werden die Produkte entsprechend ausgebreitet, gestapelt und gestopft: Gewürze, Kaffee, Butter, Honig, Bananenbaummark, Altpapier, Geflügel, Tee, Kräuter, Lederbänder, Ketten, Blattfedern für LKW-Fahrgestelle, undundund. Bananenbaummark? Ok. Genauer: Aus dem Stamm des Ensete-Baumes gewonnene Stärke. Der Ensetebaum wird wegen der verblüffenden Ähnlichkeit auch falsche Banane genannt. Im Übrigen wird der gesamte Baum verwertet, der Rest dient der Herstellung von Fasern, das Blatt zum Einwickeln oder als Eßunterlage.
Ganz spannend wird es in einer Ecke des Marktes, in der Lagerbehältnisse, Plastikgefäße und Verpackungsmaterial, gebrauchte Autoteile und Schrott verkauft wird. Das sieht einfach unglaublich unordentlich aus – gelinde ausgedrückt. Ein Schrottplatz ist ein Wohnzimmer dagegen…
Kaum am Markt angekommen drängt sich – trotzdem wir Melkamu dabei haben ein Äthiopier auf um uns den Markt zu zeigen. Er kann etwas Englisch und hat damit einen Mehrwert gegenüber unserem treuen Gefährten. Er begleitet und geschlagene 2,5 Stunden und freut sich am Ende über 20 Birr, 80 Cent.
Leider muss man in diesem Menschengedränge aufpassen, es gibt auch oder gerade dort Taschendiebe und Gesindel. Einer fällt auf und wird von unseren Beschützern lautstark beschimpft und vertrieben.
Die Rückfahrt: Wir müssen erstaunlich kurz warten bis wir einen Platz im Minibus haben. Wir müssen zwar etwas bis zur Abfahrt warten, aber bald scheint es loszugehen. Just in dem Moment als der erstaunlich junge Fahrer den ersten Gang einlegt wird eine Kontrolle durchgeführt. Die Lizenz, der Führerschein, die Anzahl Leute, alles wird lautstark diskutiert. Nach gefühlten 10 Minuten ist der Spuk vorbei, das Teil setzt sich in Bewegung. Damit nicht genug, auf halber Strecke winken 2 Polizisten den Minibus wieder raus. Lizenz, Führerschein,… Gott sei Dank dauert das nicht lange. Zwischendurch entpuppt sich eine Lautstarke Diskussion zwischen dem Geldeintreiber und einem Passagier. Melkamu genau dazwischen und wir direkt davor kriegen akustisch einiges auf die Ohren, ich will gar nicht wissen was die da für Schimpfwörter austauschen…

Ausbeute des Tages: eine Jebanna (Kaffeekanne), 12 Tassen, 1 Schal und viele Erkenntnisse was das ein oder andere kostet und wie gehandelt wird. 

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