Montag, 2. Dezember 2013

30.11.2013, Ausflug nach Washa Mikael


Der heutige Tag begann zunächst ungewiss. Der Plan war, auf den Botschaftsempfang zu gehen. Alle Botschaften, die in Addis Abeba ansässig sind – 120 Stück! – veranstalten ein Fest, bei dem die verschiedenen Länder sich präsentieren. Gegen 11 Uhr erfahren wir jedoch von jemandem, der dort Arbeitseinsatz hat: Riesenandrang! Mindestens 1 Stunde Parkplatzsuche, Sicherheitskontrolle, so viel los dass man eh nix mitkriegt. Also blasen wir den Plan ab und ich beschließe mir die Washa Mikael anzuschauen. Washa Mikael ist eine leider schon zerfallene Felsenkirche im Nordosten von Addis Abeba. Frank bestellt mir einen Fahrer, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man eh nicht dort hin. Irgendwann biegen wir von der Hauptstraße ab da wird die Straße schlechter: Erst Kopfsteinpflaster, dann Baustellenstraße, dann einfach nur noch wildes Terrain. Irgendwann kann der Toyota - PKW nicht mehr und wir müssen zu Fuß weiter in der Hoffnung den Wagen auch wieder zu finden. Ähnlich wie auch auf dem Entoto treffen wir hier und da Menschen, die im Wald nach Eukalyptusblättern und Zweigen suchen um sie als Brennstoff zu verkaufen. Wir fragen sie nach dem Weg, immer wieder das gleiche Zeichen: Weiter den Berg rauf. Irgendwann verlassen wir den Eukalyptuswald und kommen auf eine Wiese, die sich leicht geschwungen in die Eukalyptuslandschaft einfügt. Die Sonne scheint wunderbar und macht aus der Wiese einen schönen Ort. In der Ferne steht eine Herde Kühe, sie werden von Kindern gehütet. Zur rechten ist der Eingang zur Washa Mikael. Ein alter Mann bewacht das Ganze und bedeutet mir mein Geld in eine Kiste zu werfen. Zu sehen ist eine in Betrieb befindliche Kirche, ein paar kleine Gebäude, aber nicht das was ich eigentlich erwartet habe. Nach ein wenig Suchen sehe ich ziemlich am anderen Ende ein Schild und eines dieser typischen Sichtblocker aus Wellblech. Wir gehen hindurch und treffen gleich auf die Felsenkirche. Der Information nach soll sie über 1300 Jahre alt sein. Mein Reiseführer datiert die Kirche lt. Historikern eher in das 12. Jahrhundert. Egal, in jedem Fall ist das eindrucksvoll, die Kirche ist aus einem Stück Fels gehauen. Da sie leider zerfallen ist, trifft man nach dem Eingang zunächst auf einen Steinhaufen um dann weiter hinten die als kleine Grotten erkennbaren Kapellen zu sehen. Auf eine Zeichnung am Infostand kann man sehen, dass hinter dem Eingang früher wohl zwei Säulenreihen standen und dahinter eben jene Kapellen. Hier und da sind einige Inschriften zu sehen, einige alt, einige sicher erst aus neuerer Zeit. Ich kletterte hier und da hin um die Kapelle aus allen Winkeln gesehen zu haben. Dabei stelle ich mir vor wie die Menschen wohl 700 bzw. 1200 n. Chr. Ein solches Werk geschaffen haben mögen und wie viele Jahre sie wohl geschuftet haben. Vor allem: So ein Ding entsteht von oben nach unten, man muss also schon zu Beginn des Bauvorhabens eine exakte Vorstellung vom späteren Werk haben. Als letzte Information lese ich noch, dass die Kirche wohl bis 1878 in Betrieb gewesen sein soll bevor der Bauzustand keinen gefahrlosen Aufenthalt mehr zuließ. Ob die Kirche nun von selbst eingefallen oder bei einem Äthiopisch Italienischen Krieg Schaden genommen hat ist nicht restlos geklärt.

Wir machen uns auf den Rückweg, den gleichen Weg wie hin. Hier und da treffen wir wieder Menschen, z.B. einen Jungen der oben bei den Kühen Milch geholt hat und nun nach unten bringt.
Am Auto wieder angekommen fragt der Fahrer immer wieder nach dem besten Weg runter nach Addis Abeba. Die Leute schicken einen den ihrer Meinung nach besten Weg nach unten. Da die Leute aber ggf. nie Auto gefahren sind ist denen nicht bewusst, dass sie einen Weg beschreiben sollten, der vielleicht mit dem Auto befahrbar ist. So werden wir über die Großbaustelle einer Umgehungsstraße gelotst. Dort fuhrwerkeln normalerweise LKWs herum. Da die letzte Regenzeit noch nicht allzu lange her ist, sind die Spurrillen nicht ohne… Rechts und links leben die Menschen in Wellblechhütten und es lässt sich erahnen dass auf der Trasse der neuen Straße wohl auch mal solche Hütten gestanden haben. Die Bewohner haben vermutlich Pech gehabt, vielleicht haben sie die Bagger anrollen sehen und noch einiges von ihrem Hab und Gut retten können. Auffällig ist, dass trotz dieses Baustellenlebens die Frauen trotzdem versuchen sich hübsch zu machen, vielen gelingt das sogar ziemlich gut.
Da der Fahrer englisch kann, erfahre ich, wo der Präsident und der Prime Minister wohnen, welche Ministerien – z.B. das Verteidigungsministerium - wo sind, und einiges anderes mehr. Er möchte auch einiges über Deutschland wissen, Autos sind wohl sein Hobby.
Am Ende bin ich sehr froh, diesen Ausflug gemacht zu haben. Der Fahrer und sein Taxi kosten 500 Birr, 20 € für 4 Stunden intensiv-Begleitung und Auto inkl. Sprit.

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