Freitag, 6. Dezember 2013

5.12.2013 - Fiche und Debre Libanos


Noch gestern haben Frank und ich uns verabredet, früh aufzustehen und loszufahren. Frank hat dienstlich in Fiche zu tun. Fiche ist ein kleiner Ort nördlich von Addis Abeba, dort sitzt eine äthiopische Pioniereinheit. Sie soll mit den deutschen zusammenarbeiten und dort auf dem Gelände ein Trainingscamp gestatten und unterstützen.
Um kurz vor 7 starten wir, wieder die Strecke an der Müllkippe vorbei, aber diesmal auf der Ringautobahn weiter rum um Addis Abeba. Wir wählen die Ausfallstrecke nach Norden. Die Straße führt in Serpentinen den Berg hoch über einen Pass und auf der anderen Seite etwas weniger kurvig wieder runter. Die Straße ist durch etliche Schlaglöcher schon ziemlich kaputt. In Bezug auf Schlaglöcher müssen wird die deutschen Maßstäbe ad acta legen, Hier passen LKW Reifen in die –Schlaglöcher oder der Unterbau der Straße – spitze Steine – lugen hervor. Es ist überhaupt kein Problem sich hier einen Platten oder gar einen Achsenbruch zu holen und ich verstehe Frank, der klar zu verstehen gibt, dass er Nachtfahrten zu vermeiden sucht. Je weiter wir von Addis Abeba weg kommen ums seltener werden sie Schlaglöcher, später liegt eine ganz passable Landstraße vor und, die sich gemütlich durch die Landschaft schlängelt. Die Landschaft? Nachdem wir die Smogverhangene Stadt hinter uns gelassen haben, wird die Luft zwar klarer aber das Landschaftsbild deswegen nicht schöner. Wie schon beim Ausflug nach Holetsa festgestellt sind die ersten Kilometer stadtauswärts durch die Nähe zur Hauptstadt geprägt. Es ist karg, die Bäume fehlen, Gräser und Stauden haben irgendwie auch kaum eine Chance. Es fühlt sich noch überstrapaziert an. Je weiter wir nach Norden kommen umso kleiner werden die Dörfer, umso ländlicher wird die Gegend, umso weniger ist die Landschaft strapaziert. Die Leute, die dort wohnen haben nicht viel. Deshalb gehen viele weite Strecken zu Fuß. Gegebenenfalls helfen Pferd oder Esel beim Transport von Lasten. Manchmal eben auch nicht. Den Leuten ist die beschwerliche Arbeit ohne Hilfsmittel immer mehr anzusehen. Die Arbeit fängt schon als Kinder an, sie hüten das Vieh. Je älter sie werden desto mehr müssen sie bei der Arbeit ran. Jungs wie Mädchen, die Frauen sowieso.
Der „Baustil“ ändert sich. In Addis Abeba stehen Steinhäuser und Wellblechhütten. weiter draußen kleine Steinhäuser und Wellblechhütten. Je weiter man raus kommt, desto häufiger sehen wir die typischen, Lehm-Rundhütten und Hütten, die ebenso mit Lehm gebaut, aber eckig sind. Vor vielen Häusern liegen die getrockneten Kuhfladen, die zum einen zum „verputzen“ oder aber zum anderen als Brennstoff eignen. Zunächst ist die Landschaft noch sanft hügelig, später kommen ein paar mehr Berge in der Ferne dazu. In den Dörfern herrscht reges Treiben, es gibt immer ein paar Shops, Baumaterialien werden angepriesen, hier und da ein kleines Hotel. Bei den Shops kommt mir wieder der Gedanke: Orientieren sich diese Shops eigentlich an dem Bedarf ihrer potentiellen Kunden oder verkaufen die das, was sie zum Verkaufen bekommen können? Neben Lebensmitteln sieht man nämlich allerlei Billigplunder und völlig unbrauchbaren Nippes, ich kann gar nicht verstehen, was die bäuerliche Bevölkerung mit so einem Scheiß eigentlich anfangen will. Nach etlichen Kilometern erreichen wir Debre Libanos, ich würde eigentlich gern das Kloster mal sehen, sehr alt mit über 500 Mönchen. Aber ich darf nicht vergessen, wir sind ja dienstlich unterwegs. 10 km weiter kommt Fiche. Wie oben schon erwähnt ist dort am Ortseingang ein Pionierlager, Frank hat den Auftrag, dort ein Trainingscamp einzurichten, es wird auf einer Teilfläche des Pionierlagers errichtet. Das Lager ist ziemlich groß, hier und da steht eine Baracke. Frank ist sichtlich ungehalten weil seit dem letzten Besuch dort so rein gar nichts passiert ist. Also fragen wir uns mit Hilfe des äthiopischen Architekten und Bauleiters zum technisch zuständigen Leiter durch. Es gibt afrikanisch-typisch 1000 Gründe, warum noch nichts passiert ist. Hauptgrund ist wohl der elektrische Anschluss. Also ab ins Auto und persönlich zum E-Werk, den Standortmanager besucht, kleine Verträge ausgehandelt, jetzt ist alles eine Sache der Bezahlung, die von deutscher Seite kein Problem darstellt. Am Dienstag will frank das Geld persönlich vorbei bringen. Daraus entsteht eine Ausflugsperspektive für mich, dazu später. Zufrieden verlassen wir das E-Werk, bringen den Techniksoldaten wieder zurück und fahren nach Debre Libanos. Dort lebt eine deutsche Bekannte von Frank, Anette. Sie betreibt ein Hotel, dort wollen wir uns Tipps bereiten lassen, Tipps sind kleingeschnittene Fleischstückchen, die mit Injera und Gewürzpulver genossen werden. Das Fleisch ist unglaublich zäh, aber was soll’s. Viel aufregender ist das Panorama, das sich von dem Hotel aus bietet. Debre Libanos liegt am Rand der Schlucht von  ???-Fluss, das Hotel auf der Kante. Der Blick ist einmalig. es geht geschätzte 800, 900 Meter in die Tiefe. Über und kreisen Milane, Geier und andere Raubvögel in der Thermik. Die Schlucht ist mehrere Kilometer breit und unten ist das Terrain in Terrassen für die Landwirtschaft bereitet. Eine einmalige Aussicht. Frank winkt mir ihm zu folgen, wir gehen lt. Schildern zur portugiesischen Brücke. Auch von hier aus ist der Blick grandios, allerdings ist Frank etwas enttäuscht, normalerweise halten sich dort Affen auf, Diesmal sind sie wohl weiter unten im Canyon, wie die Leute uns erzählen, dort sei derzeit das Nahrungsangebot besser. 
Wir kehren zurück zum Hotel, wo inzwischen Tibbs und Bier breitstehen. Dort treffen wir auch Annette, eine Deutsche, offensichtlich aus dem Schwabenländle – dem Dialekt nach zu urteilen. Wir plaudern ein wenig, sie ist froh, mal wieder mit Deutschen zu tun zu haben. Sie bestätigt meinen Verdacht, dass die Geschäfte, so es sie denn gibt, alles Mögliche verkaufen nur nicht das was benötigt wird. Frank erläutert mir später, dass Annette wegen der Liebe nach Äthiopien gegangen ist. Eben diese Liebe ist vor 8 Monaten gestorben. Der Schwager ist wohl irgend so ein Regionsgouverneur und will nun an diese Hinterlassenschaft heran, das Hotel ist lukrativ, das will er sich unter den Nagel reißen. Also hat Annette wohl derzeit einen ziemlich schweren Stand. Vor einiger Zeit sind vor dem Hotel Handgranaten hoch gegangen – ein Schelm wer schlimmes denkt…
Wir verabschieden uns und versprechen am Dienstag mit verschiedenen Sachen wieder zu kommen, so wird das Programm für den erneuten Fiche-Besuch runder, Frank schlägt vor, dann an dem Dienstag auch weiter raus bis zur Schlucht des blauen Nil zu fahren. Er ist selber auch noch nicht da gewesen und ihn interessiert das auch. Das wäre toll!
Wir fahren ziemlich zügig nach Addis Abeba zurück, dennoch mache ich überall während der Fahrt wie schon auf der Hinfahrt jede Menge Fotos, 280 Stück an dem Tag.  In Addis Abeba verabschieden wir den Architekt, kommen hervorragend vor der Rush hour durch die Stadt durch und können den Feierabend gut bei einem Herbert Grönemeyer-Konzert auf der Leinwand genießen. 

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