Sonntag, 15. Dezember 2013

10.12.2013 - Ausflug nach Debre Zeyt

Ich möchte mir Debre Zeyt anschauen. Das Reisebuch erwähnt Debre Zeyt als 130.000-Einwohner-Ort ca. 60 km südlich von Addis Abeba, der durch Palmen- und Bougainvilleen-Anpflanzungen hervorsticht und den reicheren Hauptstädtern als Wochenendausflugsziel dient. Besonders beliebt sind dabei die 5 Seen, die nahe bei dem Ort liegen, die reiche Vogelwelt ist besonders erwähnenswert.
Ich schnappe mir Taxifahrer Dagib und los geht es. Die Straße nach Debre Zeyt ist die einzige nach Süden / Südwesten und dementsprechend voll. Da letztlich über den Weg auch die Seeanbindung Äthiopiens über Dschibouti liegt, ist hier auch vermehrt mit Schwerlastverkehr zu rechnen. Wie wir ja schon gelernt haben, bedeutet Schwerlastverkehr auch schlachte Straßen. So ist es auch. Immer wieder staut sich der Verkehr einfach weil die Straße nur im Schritttempo passierbar ist. Zwischen Addis Abeba und Dschibouti hat es mal eine Eisenbahnverbindung gegeben, die vor etlichen Jahren bereits aufgegeben wurde. Die Schienen liegen immer noch da und überqueren die Straße. Wenn LKWs über die Schienen rumpeln ist das für Schiene und Straßenbelag immer stressig. In Deutschland würde tunlichst darauf geachtet, dass diese Stellen immer intakt sind. Nicht so in Äthiopien, zwischen den Schienen fällt das Auto fast bordsteinhoch ins nichts, es rumpelt gewaltig.
Links und rechts der Straße hat sich jede Menge Industrie angesiedelt, das alles ist nicht besonders ansehnlich. Die Chinesen haben sich hier und da breit gemacht. Die Äthiopier freuen sich über die Arbeitsplätze, haben aber irgendwie nicht kapiert dass die Freude an chinesischen Billigprodukten selten lange währt und dass langfristig damit kein Geschäft zu machen ist. Wieder mal werden die Äthiopier als Billigkräfte missbraucht.
Wir kommen nach Debre Zeyt, das auf Oromo Bishoftu genannt wird. Der Ort strahlt Relaxtheit aus, er ist deutlich sauberer als das was ich bisher in Äthiopien gesehen habe. Am Ortseingang werden entlang der Hauptstraße über 1,5 km Blumen und Pflanzen zum Verkauf angeboten, ein sehr schönes Bild. Wir biegen ab zu einer Rundfahrt zu den Seen. Zum Teil sind die Seen nur temporär, da sie flach sind und daher in de rTrockenzeit kein Wasser führen. Andere Seen sind sehr versteckt, ich vermute Kraterseen, wunderschön gelegen. An ihren Ufern haben sich exklusive internationale Hotels breit gemacht, sie gewähren Zutritt zum See nur gegen 300 Birr Eintritt. Wohlgemerkt, der gemeine Äthiopier ist mir 1500 – 2000 Birr Einkommen gut bedient, ein Militätoberst hat so 2800 – 3000 Birr. Bei dem Eintritt bestätigt sich: Die Welt gehört den Reichen, den ganz Schönen und den ganz schön Reichen… In ein Hotel komme ich so rein, Ja, der See ist wunder schön., ja, ich kann dort einige Vogelarten ausmachen. Aber der Kontrast arm – reich ist richtig krass und unschön.
Wir fahren weiter, den nächsten See kann man am besten am Offiziersheim der Äthiopischen Luftwaffe sehen, wird uns erzählt, also fahren wir dort hin. Hier gefällt es mir! Es ist grün, mit Bäumen und Pflanzen, die ich noch nie im Leben gesehen habe und vermutlich auch nirgendswoanders wieder sehen werde, auf einem Steg kann man etwas auf den See hinaus gehen und das gesamte Ufer betrachten. Dort finden sich tolle Vogelarten wieder. Über mir breitet ein Baum seine Krone aus, dort kann ich einen Kolibri bei seiner Arbeit beobachten, Ganz oben weit über den Bäumen kreisen Adler und Geier. Irgendwo anders sehen ich einen Vogel ähnlich einem Nymphensittich mit langem Schwanz. An einigen Bäumen kann ich Nester von Webervögeln hängen sehen. In der Offiziersmesse bestellen wir Kaffee und Cola und ich genieße die Ruhe und die Natur. Das Paradies sieht vermutlich nicht viel anders aus.
An den Bishoftu-See kommt man gar nicht ran, wir erhalten den Tipp, eine Bar anzufahren. Selbst vor der Bar wird man überhaupt nicht bewußt, dass hier irgendwo ein See sein soll. Ich gehe rein und schnurstracks ans Fenster. Der Anblick ist prächtig, direkt unter dem Fenster fällt ein Krater steil ab und ca 200 m zu meinen Füßen liegt der See. Da man wie gesagt nicht oder nur sehr schwierig rankommt, tummeln sich einige Vögel da unten ungestört. Schwer zu erkennen was das alles ist.
Ich bin zufrieden, das gesehen zu haben und bedeute dem Taxifahrer, dass wir wieder nach Addis Abeba fahren können. Wir haben keine andere Wahl und müssen dieselbe Straße zurückfahren mit den bereits eingangs beschriebenen Problemen. Für die 50 km brauchen wir glatt 1,5 Stunden. Die Straßenschäden und mehrere liegengebliebene Fahrzeuge – äthiopientypisch mitten auf der Fahrbahn – behindern das Vorankommen.
Natur pur bleibt als Erinnerung hängen!

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